Wurfspiele: Machen sie meinen Hund süchtig?
Unser Hunde-Tipp im Mai
Ob Ball/Stöckchen oder Frisbees, Wurfspiele für den Hund werden immer beliebter. Es gibt sogar bereits Wurfschleudern die das Objekt der Begierde noch weiter weg katapultieren, um dem Hund in seinem Drang/Rausch noch mehr Befriedigung zu verschaffen und ihn körperlich auszulasten. Aber was passiert wirklich?
Beim unkontrollierten Werfen von Bällen, Stöcken, Frisbees etc. wird die letzte Instanz des Jagens simuliert. Der Hund sichtet die Beute, rennt hinter ihr her, hetzt sie und schüttelt sie tot.
In der Natur kommt es nicht vor, dass diese Jagdkette so oft wiederholt und ununterbrochen fortgesetzt wird. Deshalb gibt es bei manchen Hunden auch kein Ende. Er bekommt immer wieder den Impuls den Ball etc. zu jagen und zu töten. Hierbei wird das körpereigene Belohnungssystem aktiviert und jede Menge Adrenalin sowie Dopamin ausgeschüttet, welches eine fast drogenartige Wirkung beim Hund auslösen kann. Der Hund befindet sich in einem sogenannten Rausch. Bedenke man, wie viele „Balljunkies“ es gibt.
Wird dieses „Spiel“ nun stereotypisch fortgesetzt, gewöhnt sich der Hund an diesen Rausch und empfindet regelrechte Entzugserscheinungen, wenn kein Ball geworfen wird. Er befindet sich im Dauerstress. Wird der Ball geworfen steht er unter (positivem „Eustress“) Stress. Wird kein Ball geworfen, steht er unter Entzugsstress (negativem Stress „Disstress“).
Die meisten Hundebesitzer meinen es nur gut und denken, sie lasten ihren Hund durch Ballspiele aus. Körperlich mag das stimmen, aber was passiert im Kopf? Stellen Sie sich vor, sie gehen auf eine Technoparty und tanzen bis früh in den Morgen. Sie sind jetzt körperlich k.o. und liegen in ihrem Bett, aber was passiert in ihrem Kopf…
Deshalb raten wir, beobachten Sie ihren Hund: Ist er ein „Balljunkie“, empfehlen wir den kompletten Entzug des Wurfobjektes. Alternativen sind z.B. Leckerlie-Versteckspiele oder Kommandospiele. Erkunden Sie gemeinsam den Wald. Verwandeln sie umgefallene Bäume, Büsche, Äste in einen eigenen Agility-Parcour. Gehen Sie gemeinsam auf Entdeckungsreise. Das stärkt die Bindung und lässt auch unseren Kopf wieder frei werden.
Ist ihr Hund nur mäßig an Wurfspielen interessiert, kann durch Apportiertraining, Dummytraining oder kontrolliertes Spielen mit dem Ball (Bleib – jetzt) die Hetze unterbrochen werden.
Mein Gott, wie glücklich waren die Hunde früher als sie noch Ball spielen durften ohne danach einen Psychologen zu brauchen… Generationen von Hunden sind mit Ballspielen aufgewachsen und wurden keine Hasen-Killer oder süchtige Balljunkies. Ich glaube das Helikoptersyndrom das wir bei besorgten Eltern beobachten wird gerade auf die Hundehaltung kopiert…
Hallo,
vielen Dank für Deine Nachricht.
Hundetraining hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert – Zum Guten wie wir finden. Die Bindung zwischen Hund und Mensch tritt immer mehr in den Fokus und gewaltsame Methoden wurden kritisch hinterfragt und gehören zum Glück mittlerweile fast überall der Vergangenheit an.
Wir können verstehen, dass Du manche Veränderung in der Hundeerziehung oder eben auch -beschäftigung kritisch hinterfragst. Denn das kritische Hinterfragen gehört zum Wandel dazu. Auch beim Ballspielen hat sich mit der Zeit viel verändert – es gibt mittlerweile Ballschleudern oder sogar Ballwurfmaschinen, um das Ballspielen noch effizienter zu gestalten und den Hund noch „besser“ auslasten zu können. Auch unser Alltag ist immer mehr von Effizienz und Stress geprägt – höher, schneller, weiter ist oft das Motto. Der Mensch sucht mit seinem Hund nach Ursprünglichkeit, hat aber durch den eigenen Alltag oftmals viel zu wenig Zeit, um sich artgerecht mit dem Hund zu beschäftigen.
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, unsere Kund*innen zu unterstützen, ein harmonischeres Miteinander mit ihrem Vierbeiner zu finden. Und dazu gehört für uns auch, sinnvollere Beschäftigungen als das Ballspielen anzubieten. Die Bandbreite an Möglichkeiten ist schier unendlich und wer trotzdem weiterhin Ballspielen möchte, für den ist vielleicht ein korrektes Apportieren eine schöne Alternative.
Melde Dich gerne bei uns, wenn Du weitere Fragen hast, wir sind immer gerne für Dich da.
Ich habe so einen Hund übernommen mit ungesunder Besessenheit am Ball. Unkontrollierbar, genau wie beschrieben : Sucht. Ich hätte bevor ich diesen Hund übernommen habe auch nicht daran geglaubt.